Grand Alps by Bike

Etappe 03: La Clusaz → Bourg-Saint-Maurice

DATE

21. Juni 2022

Distanz

93,4 km

Höhenmeter

+2.630 m

Fahrzeit

06:05 h

Ø-Speed

15,4 km/h

Höhen / Low

HP 1.970 m · NP 690 m



Vom Aravis in die großen Alpen. Aravis → Saisies → Roselend

La Clusaz schläft noch, als wir rausrollen.

Vor uns drei sehr bekannte Gipfel der Route des Grandes Alpes. Der elegante Col des Aravis, das Plateau von Les Saisies und als großes Finale der Cormet de Roselend – 1.970 m, unser Dach des Tages.

La Clusaz wacht gerade erst auf, als wir die Bikes satteln. Es riecht nach Holz und Bäckerei, die Luft ist frisch, die Beine sind von gestern noch was angespannt. Unser Ziel ist der Cormet de Roselend. Mit 1.968 Metern der Übergang vom Beaufortain in die Tarentaise, offiziell Teil der Route des Grandes Alpes. Klingt groß und fühlt sich auch so an aber wir nehmen es Schritt für Schritt.

Die ersten Kilometer rollen uns warm, seicht bergauf. Hinter dem Aravis-Massiv der Col des Aravis Du fährst über das weite Plateau in Richtung Flumet wo der Aufstieg zum Les Saisies startet. Nichts Giftiges, aber stetig genau richtig um Tritt und Rhythmus zu finden. In den Dörfern Wasser fassen, im Wald den Schatten mitnehmen und die Akkus im Eco-Modus schonen. Wir wissen nicht wirklich was später noch kommt.

Beaufort ist der Reset des Tages. Ortsinfos und Tourentipps und für den Namensgeber im Käse im Automaten. Von Beaufort (738 m) bis zum Cormet de Roselend (1.968 m) sind es 20,3 km, +1.230 hm, im Schnitt 6 %, Maximum um 9,5 %. Die Tour de France stuft das als hors catégorie ein – zu Recht. Wir schauen uns an und freuen uns auf ein neues Abenteuer.

Wir entscheiden uns heute für die klassische Nordrampe über den Col de Méraillet. Unser Plan, gleichmäßig hochfahren, Kräfte sparen und oben sauber ankommen. Die Route führt dem Doron entlang in den Wald. Ungefähr zwölf Kilometer mit im Schnitt von über sieben Prozent, teils mit Passagen über acht Prozent. Es gibt kaum echte Erholungsstücke dafür jede Menge Rhythmus. Die Straße ist ehrlich, die Steigung konstant, der Bach klingt wie ein Metronom. Nur im Weiler Fontanus huscht kurz Leben durch den Blick, danach ist wieder Wald.

Col de Méraillet (1.605 m) ist die Schlüsselstelle und der Moment in dem die Kulisse das Steuer übernimmt. Vor uns der Barrage de Roselend und der türkisfarbene Lac de Roselend. Links am Ufer die kleine Kapelle Notre-Dame de Roselend, ein Postkartenmotiv das auch in echt funktioniert. Hier ist der richtige Ort für eine kurze Pause. Trinken, essen, Jacke zurecht ziehen und einmal durchatmen. Wer Zeit hat geht noch ein paar Schritte auf die Mauer und dreht den Kopf auf 360 Grad – das Beaufortain zeigt hier sein Schaufenster.

Ab dem See verbleiben sieben Kilometer bis zum Pass. Die ersten zwei davon sind fast zu schön um wahr zu sein. Leicht abwärts oder flach am Ufer entlang, perfektes durchschnaufen. Danach wechselt die Straße auf die andere Seeseite und wir klettern wieder bergauf. Nicht bösartig aber ernsthaft. Die Almen ziehen vorbei, die Weite nimmt zu, die Luft wird kühler. Abschnitte über acht Prozent sind dabei, dafür sind die Kurven groß und die Aussicht großartig. Ab hier hilft eine klare Aufteilung: trinken, atmen, ruhig schalten. Wir fahren gleichmäßig und halten den Eco-Modus so lange wie wir können. Schalten nur auf Tour wenn Wind oder Wärme dazwischenfunken. Taktisch sind die letzten zwei Kilometer unser Lieblingsstück. Es wird spürbar rollender unsaid somit psychologisch angenehm und trotzdem noch genug Berg um wach zu bleiben.

Oben am Cormet de Roselend (1.968 m) steht kein Zirkus, sondern ein Schild. Genau das macht den Ort so stark. Links die runden Gipfel des Beaufortain, rechts das Tal in Richtung Tarentaise.

Wir feiern das ab und geben uns ein kurzes „geschafft“. Die Tour-de-France hat wie überall verblasste Namen auf dem Asphalt und alte Parolen hinterlassen.Wir machen ein paar Selfies und dann müssen wir weiter.

Die Abfahrt ist eine Lektion in Linie und Dosierung. Oben beginnt sie offen, weit und hell. Dann legt sie sich in Serpentinen und führt uns Schritt für Schritt in die Tarentaise. Wir fahren sauber und lassen die Bremse arbeiten. Machen kurze „Cool-Down-Brake“ für Scheiben und Beläge (mit Gepäck lohnt sich das doppelt). Die Landschaft erzählt aus Almen werden Hänge. Aus Hänge werden Hänge mit Wald, dann werden Hänge zu Häusern. Irgendwann blitzen die ersten Dörfer auf und am Ende ist da das urbane Rauschen von Bourg-Saint-Maurice. Zielinfos, Unterkünfte, Aktivitäten: https://www.hautetarentaise.fr/

Was bei uns gut funktioniert hat

Erstens Timing. Wir sind früh aus La Clusaz los, hatten damit am See am Méraillet ausreichend Puffer und kamen erst am frühen Abend auf den Cornet.

Zweitens Energie. Das E-Setup (Rotwild RX750) fahren wir bewusst konservativ. Lange im Eco, kurze Schübe in Tour, kaum Boost. Die letzten Steigungen am See profitieren von Reserven im Akku und im Kopf.

Drittens Wasser. In Beaufort und am Méraillet gibt es Optionen, dazwischen wird es im Sommer schnell lang. Eine zusätzliche Flasche hat uns fühlbar entspannt. Im Schnitt hatte jeder 3l an Board.

Must-see und Must-do auf dieser Etappe, kurz und knackig

Einrollen in La Clusaz – Infos & Routen

Überblick Route des Grandes Alpes – Etappen, Pässe, Varianten

Col des Aravis (wenn ihr ihn am Morgen nehmt oder vom Vortag kommt)

Col des Saisies – Übergang ins Beaufortain

Käsestopp in Beaufort – Käsereien & Geschichte

Barrage & Lac de Roselend – Damm, Kapelle, Aussicht

Cormet de Roselend – Passportrait & TDF-Bezug

Ziel & Tarentaise – Orte, Essen, Logistik

Unser Fazit für Etappe 03: Der Cormet de Roselend ist kein „nur noch drüber“-Pass. Er ist das Herzstück des Tages. Die Zahlen sind ordentlich aber fair. Die Landschaft ist das eigentliche Argument. Wald, Wasser, Weite in genau dieser Reihenfolge. Wer ihn gleichmäßig fährt, bekommt oben ein echtes Ankommen und danach eine Abfahrt die man ungern zu Ende bringt. Das was wir an der Route des Grandes Alpes lieben steckt hier komprimiert drin. Und ja, wir sind viel zu spät angekommen so das ein Käsebrot, Kekse und Schokolade zum Abendessen reichen musste.