Grand Alps by Bike

Etappe 01: Mies → Genf → Thonon-les-Bains

YEAR

19.Juni 2022

Distanz

59,3 km

Höhenmeter

+168 m / −126 m

Gesamtzeit / Fahrzeit:

~5:33 h / ~3:28 h

Ø-Speed (fahrend)

17,1 km/h

Wetter

~35 °C



See links, Sonne oben, Flow nach vorn

Der Start fühlt sich an wie Kino in der Sommerversion. Karin und ich rollen mit zwei Rotwild RX750 und je ~20 kg Gepäck am Genfersee entlang – 35 °C im Schatten, wenn es denn Schatten gäbe. Diese Etappe ist unser Einrollen und trotzdem mehr als Warmfahren: ein echter Auftakt mit Wasser, Wärme und Wow-Effekt.

Es ist schon Nachmittag als wir langsam los rollen.Mit zwei Rotwild RX750 und je rund 20 Kilo Gepäck in den Taschen, und dieses Gefühl von jetzt an zählt’s. Der Léman ist glatt wie ein Spiegel, die Luft flirrt. 35 Grad sind für eine Einroll-Etappe eigentlich zu viel, aber der See macht etwas mit dem Kopf – er kühlt, auch wenn er’s meteorologisch nicht tut. Wir halten den Tritt klein und rund, halten uns ufernah und folgen diesem blauen Streifen Richtung Stadt. Ziel des Tages ist Thonon-les-Bains. Nicht weit, aber genau richtig um auf Tourmodus zu schalten.

Genf kündigt sich nicht an, es passiert. Erst ein bisschen Stadtgeräusch, dann Fassaden, dann die Promenade – und plötzlich steht er vor uns, der Jet d’Eau. 140 Meter Wasser wie ein Ausrufezeichen in den Himmel. Wir stellen die Räder ab, schauen hoch und das Startfoto ist gesetzt. „Wir sind wirklich unterwegs.“

Die Südseite von Genf, Stadtpuls rechts, Wasser links. Die Radführung ist vorbildlich, die Nebenstraßen sind ruhig, und die kleinen Schattenflecken der Bäume sind plötzlich mehr wert als jede Carbonfelge. Wir sagen beide das gleiche Wort, ohne es abzusprechen. „Läuft.“ Asphalt und Schotter wechseln sich ab, die Strecke bleibt intuitiv und immer wenn der Kopf zu voll wird reicht ein Blick nach rechts auf den See. Man kann das „Uferkino“ nennen – es ist schlicht der Grund warum eine kurze Etappe groß werden kann.

Ein wenig später sind wir auf der Route de Hermance und verstehen, warum Leute von der „Schweizer Côte d’Azur“ am Léman sprechen. Das Licht bricht von oben, die Boote ziehen ihre Linien, die Nebenstraße hält uns weg vom Verkehr. Wer Zeit und Lust hat, plant hier einen Mini-Abstecher ein. Das mittelalterliche Yvoire ist nur wenige Kilometer entfernt (Gassen, Blumen, Eisdiele – alles da ). Der Sandstrand von Excenevex ist an heißen Tagen ein Geschenk. Wir bleiben heute im Flow. Die Alpen warten und die Hitze heute will gemanagt werden, nicht heroisch.

Der Grenzübergang kommt wie ein leises „Klack“.Ab hier Frankreich! Chens-sur-Léman gibt uns das was man an solchen Tagen braucht: kalte Getränke, Schatten, einen kleinen Supermarkt der aussieht als hätte er schon immer genau hier gestanden. Kurz danach die kleine Tragödie,die Brille weg. Suchen, hoffen, nichts. Wir lachen erst noch drüber, dann nicht mehr, dann wieder doch – Reiseprotokoll, Kapitel „Kleines Drama, große Sonne“. Der Blick über den „Lac Léman“ (so heißt er ab hier) tröstet besser als jedes Schulterklopfen.

Zwischenstopps sind heute nicht Performancekiller sondern Lebensversicherung. Wir dosieren das Tempo, trinken nach Plan, fahren bewusst defensiv. Der See ist so präsent dass selbst „Defense“ nach „Genuss“ aussieht. Am Spätnachmittag wird die Luft ein bisschen gnädiger; wir nehmen die letzten Kilometer nach Thonon mit dem Gefühl auf einer Linie zu surfen. Für alle die das Ritual mögen oder den Blog-Beitrag komplett machen wollen: Das „Kilometer 0“-Monument der Route des Grandes Alpes steht hier – Für ein schönes „Wir sind im Spiel“Foto.

Thonon-les-Bains empfängt uns mit Hitzeflimmern über der Promenade. Wir parken die Räder in der Tiefgarage sicher und trocken und legen den Schalter um. Duschen, Pizza in Bahnhofsnähe, draußen sitzen, Lachen.Das ist der Moment in dem ein Tag zur Etappe wird. Morgen ziehen wir in die Berge, heute hat der See Regie geführt und das war exakt richtig.

Unsere Eckdaten (falls du es nachfahren willst): 59,3 Kilometer, +168 / −126 Höhenmeter, Gesamtzeit ca. 5:33 Stunden, davon rund 3:28 Stunden in Bewegung, Ø 17,1 km/h im Fahrbetrieb. Heiß: ~35 °C. Strecke: Mies → Genève (Promenade, Jet d’Eau) → Route de Hermance → Grenzklack nach Frankreich → Chens-sur-Léman → Thonon-les-Bains. Die Kombi aus kurzer Distanz und hoher Temperatur fühlt sich nicht nach „Einrollen“ an, sondern nach „Sinnvoll starten“. Genau so wollten wir’s.

Must-see & Must-do entlang der Etappe (kurz, nützlich, direkt verlinkt):

• Jet d’Eau – Wahrzeichen & Infos

• Yvoire – Mittelaltergassen am See

• Excenevex – einziger Sandstrand am Léman

• Thonon – „Kilometer 0“ der Route des Grandes Alpes.

Und das Bauchgefühl nach Tag eins? Hätte was kühler sein können. Kein Heldentum, kein Höhenrausch, dafür Wasser, Wärme und ein feiner Weg. Der See lässt dich losfahren, ohne zu zerren. Abends sitzt du da und freust dich schon auf morgen. Die Alpen sind nah und wir haben das „Wir sind wirklich unterwegs“-Foto in der Tasche.